Niedrigste Lokalrezidivrate dank gelebter Interdisziplinarität

Professor Dr. med. Sara Yvonne Brucker, Schriftleiterin der Zeitschrift Senologie,
Ärztliche Direktorin Forschungsinstitut für Frauengesundheit und Stellv. Geschäftsführende Ärztliche Direktorin Department für Frauengesundheit, Universität Tübingen


Wenn bei Patientinnen eine Brustkrebserkrankung nach zunächst erfolgreicher Behandlung wieder auftritt, aber nach wie vor auf die Brust und das angrenzende Gewebe beschränkt ist, sprechen die Experten von einem Lokalrezidiv.

Bei etwa fünf bis zehn von hundert Patientinnen kommt es innerhalb von zehn Jahren nach der Erstbehandlung zu erneutem Tumorwachstum im verbliebenen Brustgewebe. Wurde die Brust entfernt, kann ein Rückfall an der Brustkorbwand auftreten. Betroffen sind etwa vier von hundert Patientinnen. Auch dann sprechen die Fachleute noch von einem Lokalrezidiv.

Anzeichen für ein Lokalrezidiv können knotige Veränderungen oder Rötungen der Haut der operierten Brustseite sein. Kleinere Veränderungen, die nicht mit bloßem Auge sichtbar sind, werden in der Nachsorge z. B. durch Sonographie und Mammographie sichtbar. Bei unklaren Befunden kann die Kernspintomographie hilfreich sein. Bei einem Lokalrezidiv nach brusterhaltender Operation muss man mit den behandelnden Ärzten klären, ob erneut brusterhaltend operiert werden kann oder nicht. Ob neben der Operation eine antihormonelle Therapie, eine Chemotherapie oder eine zielgerichtete Therapie notwendig ist, hängt von den individuellen Befunden und der konkreten Risikoabschätzung durch die behandelnden Ärzte ab. Außerdem muss überprüft werden, ob eine Bestrahlungsindikation besteht.

Das Kooperieren der Fachdisziplinen (Gynäkologen, gynäkologische Onkologen, Radiologen, Radioonkologen, Pathologen, Humangenetiker, Psychoonkologen) in den Brustzentren hat (lebensentscheidende!) Vorteile für die Patientin: Von einer schnellen Entscheidungsfindung über die bestmögliche Therapie bis hin zu Kooperationen mit Selbsthilfegruppen. Ein Hinweis, dass diese Zusammenarbeit sehr gut gelingt, ist eine sehr niedrige Lokalrezidivrate. Denn nur, wenn vor der Operation von den Radiologen und den Gynäkologen der Tumor in seiner Ausdehnung exakt lokalisiert wird und dann während der Operation z.b. mit dem Ultraschall genau die Grenzen angeschaut werden, der Pathologe das entnommene Gewebe genau untersucht und dann am Ende in der postoperativen Senologie-Konferenz die Patientin mit allen genau besprochen wird, kann eine Lokalrezidivrate von unter fünf Prozent erreicht werden. Am Brustzentrum des Universitätsklinikums Tübingen, wo pro Jahr über 1000 Brustkrebspatientinnen – häufig mit aggressiven Tumoren – operiert werden liegt diese, die gesamten vergangenen zehn Jahre betrachtet, bei 4,5 Prozent. Im Durchschnitt konnten 76 Prozent der Patientinnen mit pT1 Tumoren brusterhaltend operiert werden. Hinzu kam eine sehr niedrige Nachresektionsrate: Sie lag bei Patientinnen, die brusterhaltend operiert wurden, bei nur neun Prozent.
Während der jährlich stattfindenden Audits in den zertifizierten Brustzentren wird genau nach diesen, für die Patientin so wichtigen, Parametern geschaut und durch die Qualitätsüberprüfung ein stetiger Optimierungsprozess auf den Weg gebracht.

Neben der gelebten Interdisziplinarität sieht Professorin Sara Yvonne Brucker vom Südwestdeutschen Tumorzentrum auch die regelmäßige, leitliniengerechte Nachsorge als wesentlich: Je früher ein Lokalrezidiv entdeckt wird. desto wahrscheinlicher ist eine komplette operative Entfernung möglich.

Kontakt:
Professor Dr. med. Sara Yvonne Brucker
Forschungsinstitut für Frauengesundheit
Universitäts-Frauenklinik
Calwerstr.7, 72076 Tübingen
Tel.: +49 (0) 7071 2980791
E-Mail: sara.brucker@med.uni-tuebingen.de
Internet: www.uni-frauenklinik-tuebingen.de